Das zufällige Leben der Azalea Lewis by J. W. Ironmonger

Das zufällige Leben der Azalea Lewis by J. W. Ironmonger

Autor:J. W. Ironmonger [J. W. Ironmonger]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Junge Belletristik
ISBN: 9783732002870
Herausgeber: script5
veröffentlicht: 2015-07-29T16:00:00+00:00


17

März 2011

Der Rückweg von den Klippen bei Millook zurück nach London war für Thomas mit einem Gefühl der Enttäuschung verbunden. Azalea und er waren fünf Stunden gefahren, um dann zehn Minuten im Sturm zu stehen, damit Azalea auf die Grausamkeit des Schicksals schimpfen konnte. Nun nahmen sie denselben Weg zurück und steuerten direkt auf die Autobahn M5 zu.

Thomas spürte, dass die günstige Gelegenheit, die mit diesem Tag verbunden war, ihm zu entgleiten drohte. Azaleas Füße steckten wieder in ihren unzweckmäßigen Schuhen. Nachdenklich starrte sie aus dem Fenster und Thomas fühlte sich nicht in der Lage, sie aus ihren Gedanken zu reißen.

Schließlich wandte sie sich ihm zu. »Danke«, sagte sie. »Danke, dass du mich den ganzen Weg gefahren hast.«

»Gern geschehen«, erwiderte Thomas – und allein dafür hatte sich der Ausflug doch gelohnt.

»Und, glaubst du an meine Zufälle? Meine Mittsommer-Zufälle?«

»Selbstverständlich«, bestätigte Thomas.

»Aber was hat das deiner Meinung nach alles zu bedeuten?«, fragte Azalea.

»Du willst meine Meinung zur Bedeutung dieser Zufälle wissen? Die könnte ich dir verraten. Aber ich weiß nicht, ob du sie wirklich hören willst.« Thomas blickte Azalea an und fragte sich, ob sie vielleicht wieder ihre Schuhe ausziehen würde. Und dann ärgerte er sich über sich selbst, weil er so egoistische Gedanken hegte. Er rief sich in Erinnerung, dass Azalea diese Reise aus einem einzigen Grund unternommen hatte – nicht weil sie die Gelegenheit genoss, einen ganzen Tag in seiner Gesellschaft zu verbringen, sondern weil sie die seltsamen existenziellen Ereignisse in ihrem Leben zu verstehen versuchte. Also setzte Thomas erneut an. »Glaubst du an Glück?«, fragte er sie.

»Welche Art von Glück? So was wie Glück und Pech?«

»Jede Art von Glück.«

Azalea zuckte mit den Schultern. »Selbstverständlich.«

Thomas musste lächeln. Es amüsierte ihn, dass sich Azaleas Weltsicht so sehr von seiner eigenen unterschied. »Haben manche Leute von Natur aus Glück? Denkst du, dass manchen Leuten einfach alles glückt?«

Sie schenkte ihm ihr verschmitztes Lächeln. »Es hat zumindest den Anschein.«

»Okay.« Er schien mit dieser Antwort zufrieden. »Das hier ist übrigens kein Test oder so was.«

»Gut.«

»Im Grunde gibt es nur eine einzige wichtige Frage, wenn wir über Glück und Zufälle reden: Bist du der Ansicht, dass sich letztendlich alles auf Mathematik und Wahrscheinlichkeitsrechnung zurückführen lässt? Oder glaubst du eher daran, dass andere Kräfte am Werk sind und unser Leben beeinflussen?«

»Na ja, du bist doch der Experte für Zufälle«, entgegnete Azalea. »Also wie lautet die Antwort? Sag du sie mir.«

»Ich würde gern wissen, woran du glaubst. Geschieht alles aus reinem Zufall? Oder glaubst du, dass …« Thomas ließ das Lenkrad los und machte eine weit ausholende Handbewegung, »… dass sich alles gemäß eines großen, alles umfassenden Plans entwickelt?«

»Definitiv Letzteres«, sagte Azalea und musste dann lachen. »Jetzt sieh mich nicht so missbilligend an.«

»Tu ich doch gar nicht.«

»Oh doch, das tust du wohl.« Sie imitierte seine strenge Miene, was auch Thomas zum Lachen brachte. »Selbstverständlich glaube ich an Zufall«, erklärte sie. »Im Laufe der Geschichte geschieht so vieles, dass zwangsläufig ständig Zufälle passieren müssen.«

»Das freut mich zu hören.«

»Aber präsentierst du mir hier eine Dichotomie? Muss ich mich entscheiden zwischen



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